Das Arzt-Patienten-Verhältnis basiert auf Erzählungen. Der Patient beschreibt seine Probleme und der Arzt erklärt, wie sie behoben werden sollen. Im Zentrum steht also immer das Gespräch. Mediziner müssen Erzählungen schreiben und interpretieren können. Das ist eine von vielen Kernkompetenzen, die sie von Geisteswissenschaftlern lernen können. Das Fächerspektrum ist indessen breit: Medizinanthropologie und Psychologie gehören sicher dazu, aber auch Ethik, Rechtswissenschaften oder Kunsttherapie.
Der Begriff «Medical Humanities» wurde Ende der 1950er Jahre in den USA eingeführt, als an einzelnen Universitäten die medizinische Grundausbildung durch geistes- und sozialwissenschaftliche Kurse erweitert wurde. Bis heute bilden die Medical Humanities jedoch ein wenig institutionalisiertes Feld, das sich vor allem über die Lehre und noch kaum über die Forschung definiert.
Unklar ist zudem, welches Fächerspektrum zum Tragen kommt. Medizinanthropologie und Psychologie gehören sicher dazu, wie aber steht es mit Ethik, den Rechtswissenschaften oder der Kunsttherapie?
Vor diesem Hintergrund lancierten die Akademien der Wissenschaften das Projekt «Medical Humanities». In einem ersten Schritt sollen die interessierten Wissenschaftler aus Medizin und Geisteswissenschaften in Tagungen und Workshops zusammengeführt werden. Weiterhin wird der Forschungsstand zu den «Medical Humanities» mit Blick auf die medizinische Praxis analysiert und valorisiert. Gestützt auf diese Vorarbeiten soll ein langfristiger Dialog zwischen Kultur- und Sozialwissenschaftlern sowie Medizinern angeregt werden.
Die Patient:innen verfügen nicht nur über mehr Rechte und Mitbestimmung, sondern tragen auch ein erhöhtes Mass an (Eigen-)Verantwortung. Herausforderungen ergeben sich ebenfalls für die Ärzt:innen, die zwischen fachlichen Behandlungsempfehlungen und Respekt des Patient:innenwillens vermehrt die Balance finden müssen.
Präsentationen, Tagungsberich, Flyer
Wie wirken sich ökonomische Steuerungsinstrumente auf die Arbeit der Gesundheitsfachkräfte aus? Werden gut versicherte Menschen überbehandelt? Wie werden Löhne festgelegt und Lohndifferenzen zwischen bestimmten Disziplinen begründet? Bedeutet mehr Lohn mehr Macht? Gibt es Hierarchien zwischen den verschiedenen medizinischen Fachbereichen?
Wer bestimmt, was richtig ist und was falsch ist? Wie schaffen ethische, fachliche und soziale Normen und Regeln im medizinischen Alltag Machtverhältnisse?
Videos, Präsentationen, Tagungsbericht, Flyer
Das Berufsbild und die Anforderungen an den Arzt haben sich gewandelt – vom «guten Hausarzt» zum Cyberdoktor, vom «berufenen» Arzt zum Topspezialisten. Die «Health Professionals» von heute nehmen viele spezialisierte Funktionen wahr. Zentral bleibt in diesem Wandel die Bedeutung der Empathie sowie die kommunikativen Fähigkeiten von Personen in den Gesundheitsberufen, die in einem direkten Kontakt mit den Patienten stehen. Das prägt weiterhin die Vorstellung vom «guten Arzt» .
Präsentationen, Flyer, Publikation
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Im Rahmen von medizinischen Tagungen fanden drei Workshops unter dem übergreifenden Thema «Intimität und Intrusion» statt, die die Möglichkeiten des interdisziplinären Diskurses beleuchteten. In allen drei Workshops zeichnete sich ab, dass vielen Ärzten und Pflegenden ein naturwissenschaftlicher Referenzrahmen nicht genügt, wenn sie die Leiden ihrer Patienten interpretieren und behandeln. Ihr Verständnis von Gesundheit und Krankheit bezieht auch soziale und kulturelle Faktoren mit ein. Die Workshops wurden von der Kulturwissenschaftlerin Sibylle Obrecht begleitet und in einem Bericht aufgearbeitet.
Swiss Academies Communications 11 (1) (PDF)
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Bericht zum Workshop Medical Humanities V
von Urs Hafner